mapapu – mit der Trauer auf Kuschelkurs
Vor ein paar Jahren hatten Jennifer und ihr Mann Hendrik die Idee, ihren pendelnden Kindern aus früheren Beziehungen einen treuen Begleiter zu schenken, mit dem sie beide Elternteile symbolisch immer bei sich haben. So entstand aus getragenen Shirts von Mama und Papa der erste mapapu, ein weiches, nilpferdartiges Kuscheltier. Schon bald baten andere Eltern von Trennungskindern um ein eigenes handgefertigtes Unikat, denn der Zauber eines mapapus wirkt immer: Durch den meist symbolträchtigen Stoff, den vertrauten, unverwechselbaren Geruch und die damit verbundenen Erinnerungen schenkt ein mapapu seinem Besitzer in jeder Situation Trost und Zuversicht. Bei rasant steigender Nachfrage aus dem Freundes- und Bekanntenkreis war der Weg zur Geschäftsidee nicht mehr weit – das Unternehmen mapapu wurde geboren.
Einzigartige Seelentröster für Hinterbliebene
Bereits der allererste mapapu für ein trauerndes Kind aus der Kleidung des verstorbenen Bruders zeigte deutlich, welches Potenzial für die Trauerbewältigung darin steckt. Natürlich können die Kuscheltiere den Verstorbenen nicht zurückbringen, aber sie halten ihn in greifbarer Erinnerung. Zugleich dienen sie symbolhaft als Projektionsfläche für alle Gefühle im Trauerprozess, auch für die, die Menschen normalerweise nicht so gerne zeigen: Wut, Angst, Enttäuschung oder Hoffnungslosigkeit. Vor allem geben sie Kraft und bringen neben der untrennbaren Verbundenheit mit dem Verstorbenen einen Neuanfang zum Ausdruck.
Heute fertigt Familie Lind die meisten mapapus für Trauernde, und zwar nicht nur für Kinder: Jeder zweite mapapu wird für einen Erwachsenen genäht, der den Partner oder ein Kind verloren hat. Bevor Jennifer die zugeschickte Kleidung zu einem neuen mapapu verarbeitet, erfährt sie meist die Geschichte dahinter. Das ist oft sehr traurig, hilft ihr aber dabei, intuitiv das richtige Aussehen des mapapus zu finden. Jedes Exemplar entsteht in liebevoller Handarbeit und wird anschließend mit einer eigenen Geburtsurkunde an den Auftraggeber zurückgeschickt. Besonders freuen sich Jennifer und Hendrik, wenn die zahlreichen herzlichen Dankesbriefe ihnen bestätigen, dass die Mühe sich absolut lohnt.
Interview mit Hendrik Lind
Wie hat sich euer Unternehmen entwickelt und was sind eure Pläne?
Die mapapu GbR gibt es nun seit zweieinhalb Jahren. Obwohl wir ein ganz neues Nischenprodukt auf den Markt gebracht haben, sind wir heute schon relativ weit gekommen. In der Presse und im TV wurde viel über unsere ungewohnte Art der Trauerverarbeitungshilfe berichtet. Gerade in diesem Jahr geht es weiter mit riesigen Schritten voran. Seit April haben wir unseren ersten Angestellten… Jetzt wollen wir unsere Bekanntheit in den deutschsprachigen Ländern weiter steigern und im englischsprachigen Ausland anfangen.
Wie sieht es mit eurer Work-Life-Balance aus?
Naja, ich glaube, es ist völlig normal, wenn in den ersten Jahren diese Balance etwas aus der Balance gerät. Abends, samstags, sonntags, die mapapus begleiten uns eigentlich konstant. Da wir aber mit all unserem Herzblut hinter unseren Seelentröstern stehen, fühlt sich die Arbeit nicht nach Arbeit an. Trotzdem müssen wir uns erst neu erfinden, wenn wir uns eine Auszeit nehmen. In Kürze werden wir unser Team weiter verstärken. Wichtig ist uns aber, dass alle mapapus weiter bei uns entstehen, weil wir die uns anvertrauten Stoffe nicht in dritte Hände geben können.
Können mapapus auch bei psychischen Erkrankungen helfen?
Viele Therapeuten empfehlen mapapus. Ein empirischer Nachweis der heilsamen Wirkung ist nahezu unmöglich, aber dass Symbole und Übergangsobjekte mit großem Erfolg in der therapeutischen Arbeit eingesetzt werden, ist bekannt. Außerdem haben Ärzte bewiesen, dass die Genesungsschancen steigen, wenn die Familie da ist – und ein mapapu kann die Familie symbolisieren, wenn ein Patient lange oder oft von seiner Familie getrennt ist.
Wie fühlt es sich an, so viele mapapus für Trauernde zu nähen?
Wir lassen uns ja von jedem Kunden erzählen, für wen und warum dieser mapapu auf die Welt kommen soll. So sind wir dann während der 10 bis 12 Stunden Handarbeit mit einer ganz eigenen Energie dabei. Und obwohl wir es oft mit heftigen Schicksalsschlägen zu tun haben, steht im Vordergrund immer die Liebe. Wir haben es eigentlich nur mit Liebesgeschichten zu tun. Schön, oder?
Inzwischen gibt es in der Bestattungsbranche schon Nachahmer eurer Idee, wie findet ihr das?
Oh Mann, Nachahmer… Die mussten ja früher oder später kommen. Aber das zeigt einfach nur, dass unsere mapapus eine gute Idee sind, dass sie vielen Menschen helfen und dass es tatsächlich eine große Nachfrage gibt. Danke für den Hinweis!
Ich habe gelesen, dass ihr einen Nähkurs plant, in dem Trauernde ihren mapapu unter Anleitung selbst nähen können. Stimmt das?
Ja, das wird ein neues Angebot von uns werden. Wir haben einfach gemerkt, dass es zwischen der Trauerverarbeitung und dem mapapu-Entstehungsprozess viele Parallelen gibt: die alte Form aufgeben (Shirt zerschneiden), Ordnung schaffen (Kopf oben, Beine unten), dem Ganzen ein Gesicht geben (Augen aufsticken)… Das Ganze soll als Seminar mit professioneller Trauerbegleitung bei Palliativ- oder Trauerhilfeorganisationen durchgeführt werden – so treffen sich die Seminarteilnehmer in gewohnter Umgebung mit ihren bekannten Trauerhelfern.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
Informationen und Bestellungen:
mapapu GbR
Jennifer Arndt-Lind und Hendrik Lind
Neddernhof 57
21255 Tostedt
Telefon 04182-285636
www.mamapu.de
Cathrin Gawlista
Bild:
www.mapapu.de